Der Forschungsbereich Antike Philosophie

 

Die Philosophie der Antike ist nicht nur wesentlicher Bestandteil des Studiums der Philosophie, sondern auch ein zentraler Forschungsbereich. Dies aus zweierlei Gründen: Wesentliche Hauptfragen und Methoden der Philosophie wurden in der Zeit der klassischen Antike entwickelt. Zudem hat sich die Philosophie in ihrer gesamten Geschichte mit antiken Ansichten und Theorien auseinandergesetzt, sodass sie von diesen zu jeder Zeit inspiriert und wesentlich beeinflusst wurde. So wären etwa die Tugend-Ethik und der Neuessentialismus der letzten 60 Jahre nicht ohne ihren antiken Hintergrund denkbar.

Es lohnt sich, die Philosophie der Antike an sich zu studieren und zu erforschen: Die extrem sorgfältig und prägnant ausgearbeiteten Theorien von Platon, Aristoteles, den hellenistischen Philosophen oder den Neuplatonikern gelten als grundlegend für philosophische Fragestellungen schlechthin. Ebenso wertvoll ist die Beschäftigung mit dem Einfluss antiker Philosophen auf die Fragestellungen der Philosophie von Beginn des Mittelalters an bis zum heutigen Tag. Der Forschungsbereich der antiken Philosophie unterhält dessentwegen zwei Perspektiven: Einerseits können die antiken Texte in Hinsicht auf die Fragen der antiken Autoren selbst untersucht werden. Die Forschung kann ihren Ausgangspunkt jedoch auch von zeitgenössischen Fragestellungen nehmen. Diese beiden Perspektiven und ihre vielen Variationen sind ebenso philosophisch notwendig und legitimiert, wie auch fruchtbar und produktiv.

Der Forschungsbereich „Antike Philosophie” bemüht sich um die gesamte Spannweite des Forschungsfeldes und fördert die Pluralität von Perspektiven und Methoden in den Auseinandersetzungen mit antiker Philosophie. Die Forschungsinteressen seiner Mitglieder reichen über die gesamte Geschichte antiker Philosophie hinweg, zugleich unterhalten sie durchwegs unterschiedliche beziehungsweise einander komplementierende Forschungsansätze.

Die pluralistische Forschungstätigkeit spiegelt sich in den Veranstaltungen zur antiken Philosophie wider, etwa in jenen der GANPHÖ (Gesellschaft für Antike Philosophie Österreich) oder jenen am Institut für Philosophie der Universität Wien, welche seit dem Winter 2014 in regelmäßigen Abständen stattfinden. Im Jänner 2016 fand das 15. Kolloquium der GANPH (Gesellschaft für Antike Philosophie) statt; es wurde von der GANPHÖ sowie den Instituten für Philosophie und Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein organisiert.

Seit dem Jahr 2016 wird zudem von den beiden Instituten jährlich eine international beachtete „Hermann Bonitz Lecture” veranstaltet, zu welcher namhafte Forscherinnen und Forscher zu interessanten Themen sprechen (Victor Caston, Dorothea Frede, Glenn W. Most). Benannt ist die Vorlesung nach Hermann Bonitz (1814-1888), der von 1849 bis 1867 eine Professur für Klassische Philologie an der Universität Wien innehatte. Zu seinen zahlreichen Verdiensten zählen unter anderem eine für die weitere Forschung maßgebliche Übersetzung der aristotelischen Metaphysik sowie der Index Aristotelicus, der bis heute ein Standardinstrument in der Aristoteles-Forschung darstellt.